Chronik eines Sabbatjahres

Der 3. Oktober - Bericht des Team Nord

                      (von Claudia Geier)

 

 

Am 2. und 3. Oktober 2010 hatten wir, Alexander, Christoph, Klaus, Mario und Claudia, uns das Ziel gesetzt, durch alle 16 Bundesländer zu reisen, um der Frage auf den Grund zu gehen, ob unsere Mitmenschen den 3.Oktober, den Tag der Deutschen Einheit, feiern. Außerdem wollten wir wissen, ob es Ideen gibt, wie wir diesen Tag begehen könnten.


Samstag, 2. Oktober 2010:

 

11.11 Uhr Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen): Wir, das Süd- und das Nordteam, trafen uns am Ernst Reuter-Platz, genauer am Berliner Bären. Dieser erinnerte uns an unser Ziel Berlin. Unseren Erwartungen folgte schnell ein Gefühl der Ernüchterung. Da die meisten Düsseldorfer nicht auf eine solche Aktion vorbereitet waren, mussten wir auf die ersten Ideen etwas warten. Am Ende konnten wir Düsseldorf mit Vorschlägen wie „eine große Feier am Brandenburger Tor“ oder „eine Art Mauerattrappe symbolisch erneut einstürzen zu lassen“, verlassen.

 

Nun trennten wir uns vom Südteam. Doch der Start unserer Aktion zeigte uns, dass noch viel Arbeit vor uns lag, da sich viele Menschen mit diesem historischen Tag zu wenig verbunden fühlen.

 

15.00 Uhr Bremen (Bremen): Am Marktplatz in Bremen fand die diesjährige Feier zum Tag der Deutschen Einheit statt. Unser Standort war in der Nähe der Rolandstatue, welche ein Symbol für Freiheit und Marktrecht wurde. Die Zuschauer wurden auf den Tag der Deutschen Einheit mit Vorträgen und musikalischen Einlagen eingestimmt. Besonders das enorme Polizeiaufgebot, aufgrund von angekündigten Protesten, fiel auf. Die meisten Bremer/innen freuten sich über das Fest, nur die vielen Polizisten wirkten etwas beengend. Ein Sportfest zwischen Ost und West, damit das Thema auch jüngere Menschen anspricht, wurde vorgeschlagen.

 

17.35 Uhr Hamburg (Hamburg): Am Bismarckdenkmal herrschte an diesem Tag kaum Leben. Doch einige Meter weiter begegneten wir hanseatischen Charme. Hier waren die Menschen der Meinung, dass mehr Veranstaltungen in den Schulen stattfinden sollen, um jungen Menschen klar zu machen, welche Bedeutung der Tag der Deutschen Einheit für die ganze Nation hat. Vorgeschlagen wurde auch, Zeitzeugen die Möglichkeit zu geben, ihre persönlichen Geschichten zu erzählen.

 

19.30 Kiel (Schleswig-Holstein): Am Kieler Hauptbahnhof wurden wir von einer Dame der Kieler Presse empfangen. Sie hatte von unserer Aktion gehört und wollte wissen, welche Ideen ihre Landsleute haben, um anschließend einen Artikel darüber zu publizieren. Von einer Single-Party zwischen Ost und West über einen Karaoke-Wettbewerb mit Liedern aus der Zeit des Mauerfalls bis hin zu einem Essen mit Familie und Freunden mit Spezialitäten aus Ost und West war der Phantasie der Kieler/innen keine Grenzen gesetzt.

 

Begeistert von den vielen Ideen und den interessanten Gesprächen an diesem Tag, verließen wir die Nordlichter und machten uns auf nach Schwerin, wo wir in einem Hotel übernachteten, um am nächsten Morgen in aller Frische zu starten.

 

 

Sonntag, 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit

 

8.15 Uhr Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern): Morgens waren wir am Residenzschloss Schwerin. Es war ein schöner Tag, die Sonne schien, der Schweriner See und die riesige Parklandschaft waren prächtig. Auch hier hatten die Menschen großartige Einfälle. Ein großes Feuerwerk, bei dem es alle richtig krachen lassen, oder auch, dass „Die Bahn“ jedes Jahr am 03. Oktober die Menschen umsonst zu verschiedenen Orten reisen lässt, um Begegnungen zwischen Ost und West zu ermöglichen.

 

12.00 Uhr Helmstedt (Niedersachsen): Unser nächster Zwischenstopp war das Zonengrenzmuseum in Helmstedt. Es war ein niedliches Museum und vermittelte einen ersten Eindruck davon, welche Hoffnungen und Ängste die Menschen damals in einem geteilten Land hatten. Neben dem Vorschlag, dass mehrere kleine Feste überall stattfinden sollen, zeigten uns zwei junge Männer, was Freundschaft bedeutet. Der Mauerfall sei das Beste, was ihnen passiert sei und seitdem seien sie Freunde fürs Leben und tränken exakt zwei Bier an diesem Tag, und genau dies sollte jeder tun.

 

13.20 Uhr Magdeburg (Sachsen-Anhalt): Am Domplatz in Magdeburg erwartete uns ein Fest unter dem Motto „20 Jahre – Wir sind Sachsen-Anhalt“. Die Menschen in Magdeburg fanden das Fest gut und waren der Meinung, dass eine solche Feier jedes Jahr stattfinden soll. Neben Musik, anderen Showeinlagen, der Möglichkeit etwas zu essen oder zu trinken und Ständen, an denen die Kinder beschäftigt wurden, konnte man den Tag genießen. Auch die Geschichte in Form einer Aufführung zu präsentieren, war eine Idee.

 

15.30 Uhr Potsdam (Brandenburg): Hier hielten wir uns an der Glienicker Brücke, welche ein Symbol für die Trennung zwischen Ost und West ist, auf. 1988 gab es an diesem Ort einen Durchbruchsversuch, die Barrieren auf der Brücke zu überwinden, um von Potsdam nach West-Berlin zu gelangen. Heute können die Menschen gemütlich über die Brücke spazieren. Dies ist auch ein Vorschlag einiger Damen, welche jedes Jahr den Übergang entlanggehen, das Wetter genießen und dabei Schokolade essen. Alle anderen Menschen sollten auch an diesem Tag historische Orte besuchen.

 

17.00 Uhr Berlin (Berlin): Geplant war, dass wir uns am Platz des 18. März mit dem Südteam wiedertreffen. Jedoch war ein riesiges Fest mit Live-Musik auf der Straße des 17. Juni. Dort begegneten wir auch dem Südteam und ließen uns von der guten Stimmung der Besucher anstecken. Unsere Frage für Berlin hatte sich mit diesem Fest erledigt.

 

Die Reise zeigte uns, wie viel Deutschland zu bieten hat und dass es sich lohnt, die Menschen genauer zu befragen, da viele Leute tolle Ideen haben, welche leider oft untergehen.

 

 

 

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