Chronik eines Sabbatjahres

Ein unergründlich tiefer See

Ein unergründlich tiefer See
Ist meine Seele,
Den ich oft selber nicht versteh'
Und gern verhehle.
Es kommen wohl an seinen Rand
Viel fremde Seelen,
Doch wie den Blick sie drauf gewandt,
Trübt's seine Wellen.
Vergebens späht ihr kecker Blick
Nach seinen Tiefen,
Die Wasser drängen ihn zurück,
Wie zornergriffen.
Lang ist der See noch trüb erregt,
Nachdem sie schwanden.
Und bis ins Innerste bewegt,
Aus Fug und Banden.
Doch naht vielleicht im Lauf der Zeit
Die Schwesterseele,
Dann ziehet Kreise, mächtig weit,
Der See zur Stelle;
In seinen tiefsten Grund hinab
Mag sie dann schauen;
Und wendet dennoch sich nicht ab
Mit stillem Grauen.

Elisabeth von Österreich

Mit 40... hat man noch Träume | klio@nexgo.de