Der Sprung in die Tiefe - Es lebe der Traum vom Fliegen!
(22. September 2010)
Was soll ich noch schreiben...diese Bilder sagen mehr als tausend Worte! Ein unglaubliches Erlebnis – an einem sonnigen Tag, wie er schöner nicht hätte sein können.
Mancher Betrachter möchte sicherlich wissen, wie ich mich während der Aktion gefühlt habe. Ehrlich gesagt, war ich im Vorfeld schon etwas angespannt - vor allem, weil ich mich noch gut daran erinnere, wie es war, als ich vor vier Jahren in Südafrika bei einem Bungee-Sprung in die Tiefe sauste. Damals hatte ich mich ziemlich erschrocken, wie schnell das ging. So richtig begreifen, was mit mir geschah, konnte ich es erst nach zwei, drei Sekunden- und da war der freie Fall schon fast vorüber.
Diesmal erwarteten mich fast 60 Sekunden Freifallzeit. – Im Vorfeld erwies sich die lockere, selbstverständliche Art des gesamten Sprungteams als sehr beruhigend. Carlo, mein Tandemmaster, war kein Mann großer Worte, vermittelte aber den Eindruck, er wüsste genau, was er da tue. Anzug anziehen, kurze Sicherheitseinweisung, eine knappe Erklärung, wie alles ablaufen würde – und dann hieß es erstmal warten, bis der Flieger fertig war. So weit, so gut. Die Nervosität hielt sich in Grenzen.
Im Flugzeug war es unerwartet eng. Kurz ging mir durch den Kopf, wie es wohl wäre, wenn da einer in Panik geriete... Aber schon hob die Maschine ab, und flog in einen strahlendblauen Himmel. Alleine die Aussicht über das Rheinland war das Abenteuer wert. Wie herrlich musste es erst sein, ohne einschränkende Sichtbarrieren, frei wie ein Vogel, darüber zu schweben?
Nach einer Viertelstunde hatte die Maschine eine Flughöhe von 4000m erreicht. Schnell noch die Schutzbrille angezogen, und schon öffnete sich die seitliche Luke. In diesem Moment wurde mir doch ein wenig mulmig. Dann sprangen bereits die Ersten heraus. Jetzt galt es nur noch, aufzupassen, bis wir dran waren- noch einmal kurz Revue passieren lassen, was Carlo mir unten am Boden über die Körperhaltung gesagt hatte - schon saßen wir an der Luke – und sprangen.
Der erwartete Kontrollverlust-Schock blieb aus. Stattdessen ein geschwinder, sehr bald gleichmäßiger Fall. Tief unter mir die grün-braunen Flächen der Wiesen und Felder, unterbrochen von kleinen und großen Häuseransammlungen; im Hintergrund das graue Band des Rheins, und um mich herum eine milchig-weiße Horizontlinie, die in einen saphirblauen Himmel überging. Der Fahrtwind wehte ganz ordentlich, und ich spürte Druck auf den Ohren- aber ich fühlte mich prächtig. Der Erdboden näherte sich mit rascher, aber durchaus erfassbarer Geschwindigkeit (wie ich wusste, etwa 200 km/h). So muss sich also ein Falke im Sturzflug fühlen!
Nach etwa 2500 m freien Fall wurde der Fallschirm geöffnet. Auch diesen Moment hatte ich mir unangenehmer vorgestellt. Es gab einen ziemlichen Ruck, dann ein kurzes Getrudel- und schon schwebten wir mit plötzlicher Langsamkeit, die mir fast wie Zeitlupe vorkam, gemächlich zu Boden.
Der Schirm ließ sich erstaunlich leicht lenken – das durfte ich auch mal ausprobieren. Es ist schon bemerkenswert, wie genau man den beabsichtigten Landepunkt ansteuern kann. Allerdings sinkt man bei jedem Lenkmanöver nach Rechts oder Links ziemlich schnell ab. Am Anfang dachte ich, oh, toll, das ist ja wie beim Achterbahnfahren. Bemerkenswerterweise erzählte mir Carlo, dass er Achterbahnfahren gar nicht vertrüge. Dann wurde mir flau im Magen.
Beim Landeanflug hatten wir noch immer eine beachtliche Geschwindigkeit. Da die Landung bekanntlich der heikelste Punkt bei allen Flugmanövern ist, hatte ich mir gut gemerkt, was ich mit meinen Beinen zu tun hatte. Hat dann ja auch vorzüglich geklappt.
Schwer beeindruckt von den Erlebnissen der letzten Minuten saß ich schließlich im Gras – ein wenig wie ein verdatterter Vogel ,der das erste Mal aus dem Nest geflattert ist. Wahnsinn! Was für ein Erlebnis.
Glücklicherweise besitze ich einen weiteren Gutschein für einen Tandemsprung (Dank an den letzten Abiturjahrgang – ihr konntet gar nicht wissen, was ihr mir damit für eine Freude machen würdet!). Damit kann der Traum vom Fliegen noch einmal Wirklichkeit werden. Vielleicht schon im nächsten Frühjahr.